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Porr Innovationsprojekt: Der Kran als Schlüssel zur Automatisierung

Mit CRAHOI testet die Porr Group ein innovatives System zur digitalen Automatisierung von Kranbewegungen auf Baustellen.

Die Digitalisierung macht auch vor der Bauindustrie nicht Halt. Bei der österreichischen Porr Group soll dadurch ein papierloser, digital vernetzter Bauprozess – von der Planung bis hin zum fertigen Projekt – erreicht werden.

Digitale Innovationen sollen zudem Mehrwert und Nutzwert schaffen und eignen sich in der Baubranche sehr gut, die Effizienz und Sicherheit auf der Baustelle messbar zu erhöhen sowie die Arbeit der Mitarbeitenden zu erleichtern. Eines von vielen Beispielen stellt in diesem Kontext das Innovationsprojekt CRAHOI (Crane Hook Identification) dar, das nicht nur technisches Neuland betritt, sondern auch einen praxisnahen Beitrag zur Automatisierung von Arbeitsabläufen leistet.

Crahoi als Teil der Digitalisierung von Baustellen
CRAHOI – das smarte Kranprojekt der Porr – erkennt, dokumentiert und steuert Kranbewegungen vollautomatisch mithilfe von RFID-Tags. Ziel ist eine durchgängige, digitale Baustellenlogistik, die Transparenz, Effizienz und Sicherheit verbessert. Bilder: Porr

Aktuell befindet sich CRAHOI in der Testphase, mit Erprobungen auf Baustellen. Besonders geeignet sind Bauprojekte mit einem hohen Anteil an vorgefertigten Elementen, komplexen Logistikanforderungen und engen Zeitplänen – etwa innerstädtische Hochbauprojekte. An CRAHOI arbeiten Porrianerinnen und Porrianer gemeinsam mit Partnerunternehmen bereits seit über drei Jahren, derzeit auch auf der Baustelle LeopoldQuartier in Wien.

CRAHOI – vom Kranhaken zur Datenquelle

CRAHOI bzw. Crane Hook Identification ist ein System zur automatisierten Erkennung und Dokumentation von Kranbewegungen auf der Baustelle. Konkret wird der Kranhaken mithilfe einer Kombination aus Telematik-, Sensor- und Softwaretechnik in die Lage versetzt, Bauelementtransporte zu erkennen, zuzuordnen und zu dokumentieren – ohne manuelles Eingreifen. Dabei kommen passive RFID Tags zum Einsatz, die an Schlüsselelementen bzw. Bauteilen in der Vorproduktion (wie ein Pflaster) angebracht werden und einen Mikrochip sowie eine Antenne enthalten. Ihr großer Vorteil: Sie benötigen keine eigene Stromquelle, werden vom Lesegerät aktiviert und sind dadurch äußerst effizient und kostengünstig. RFID steht für Radio-Frequency Identification und ermöglicht die Identifikation und Nachverfolgung von Objekten mittels Funktechnologie.

Carhoi  kommuniziert passiv mit RFID-Tags, die wie kleine Pflaster auf den Bauteilen angebracht sind
Der CRAHOI-Prototyp an der Kranflasche sieht unspektakulär aus, weil die eigentliche Technik im Inneren steckt: Das Gerät kommuniziert passiv mit RFID-Tags, die wie kleine Pflaster auf den Bauteilen angebracht sind.

Dabei werden mehrere Ziele verfolgt: bessere Nachvollziehbarkeit von Transportvorgängen, höhere Sicherheit sowie reduzierte Leerlaufzeiten beim Materialumschlag. In der Praxis bedeutet dies, dass beispielsweise der Transport eines konkreten Bauelements nicht nur automatisch erfasst, sondern dieses auch dem richtigen Zielort zugeordnet wird – in Echtzeit und vollständig digital. Besonders interessant: Die Technik funktioniert auch ohne Sichtbarkeit der Tags – bspw. nachts oder wenn die Tags verdeckt bzw. verschmutzt sind.

Mehrwert durch verbesserte Produktivität

Die Umsetzung des Projekts erfordert von Bauunternehmen einen hohen digitalen Reifegrad, damit die Technologie reibungslos funktionieren kann. CRAHOI basiert nämlich auf einer Verknüpfung aus Sensorik am Kranhaken sowie einer direkten Anbindung an eine digitale Baustellenlogistikplattform und die BIM-Planung. Ergänzt wird das System durch Machine Learning, das die Identifikation von Lasten mit jeder Bewegung verbessern soll. Perspektivisch soll die Lösung auch mit den von der Porr bereits eingesetzten BIM-Modellen (Building Information Modeling) zusammenarbeiten, um den Materialfluss noch enger mit dem Baufortschritt zu verzahnen.

Die Vorteile von CRAHOI sind vielfältig. Zum einen trägt das System zur Effizienzsteigerung bei, da Kranführer und Poliere durch automatische Zuordnung und Dokumentation von Transporten entlastet werden. Die Möglichkeit einer automatischen Dokumentation stellt einen besonders großen Vorteil dar.

In Branchen mit komplexen Genehmigungs- und Sicherheitsauflagen wird nämlich die lückenlose Erfassung von Materialbewegungen immer wichtiger. CRAHOI bietet hier eine automatische, digitale Lösung, die sowohl rechtliche als auch betriebliche Anforderungen berücksichtigt. Außerdem verbessert CRAHOI die Transparenz der Baustellenlogistik und ermöglicht somit eine genauere Planung und Steuerung der Abläufe. CRAHOI befindet sich noch in der Pilotierungsphase und stellt daher noch keine fertige Lösung dar, sondern wird an ausgesuchten Baustellen ständig getestet und weiterentwickelt.

Strategische Bedeutung für die Porr

CRAHOI ist nicht nur ein nützliches, technisches Werkzeug – es ist ein Beispiel für den von der Porr verfolgten Ansatz „Von der Baustelle für die Baustelle“. Statt punktuelle Einzelanwendungen zu entwickeln, verfolgt das Unternehmen eine Integration digitaler Lösungen in die operative Ebene. In einer Branche, die lange Zeit vor allem durch analoge Prozesse geprägt war, können Projekte wie CRAHOI zu einem Innovationsvorsprung führen.

Sobald Ideen und Innovationen zu praxistauglichen Lösungen gereift sind und flächendeckend zum Einsatz kommen, kann im Zuge einer fortschreitenden Digitalisierung der Baubranche zusätzliche Wertschöpfung entstehen, was auf lange Sicht zu einem Wettbewerbsvorteil führen kann.

www.porr.at

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