Obervellach II: Vortriebsarbeiten sind abgeschlossen

Ein wichtiger Meilenstein beim Bau der neuen ÖBB Kraftwerksanlage Obervellach II ist dieser Tage gelungen: die Vortriebsarbeiten konnten mit dem Vollausbruch des Speicherstollens erfolgreich abgeschlossen werden. Seit Dezember 2020 wurde untertage gesprengt und gebaggert. Insgesamt haben die ca. 100 Mineure eine Stollenlänge im Ausmaß von rund 5 km ausgebrochen.

ÖBB-Projektleiter Christian Höss zeigt sich über den wichtigen Meilenstein hoch erfreut: „Der Untertagebau ist immer eine besondere Herausforderung. Das zeigte sich auch an den anspruchsvollen geologischen Gegebenheiten in Obervellach. Mit der Beendigung aller Vortriebsarbeiten ist der Rohbau weitgehend fertiggestellt und die weiteren Arbeiten fokussieren auf den Betonbau sowie die technische Ausrüstung. Auch die parallelen Arbeiten an den drei Wasserfassungen Mallnitz-, Dösen- und Kaponigbach und bei der Druckrohrleitung sind im Zeitplan. Im neuen Krafthaus haben zudem bereits die Montagearbeiten an den beiden Bahnstrommaschinensätzen begonnen.“

Innenausbau Speicherstollen Kraftwerk OV II. Fotos: ÖBB/Hadlauer/Pellizzari

Tunnelpatin Sara Schaar freut sich: „Ich gratuliere allen Beteiligten auf das Herzlichste! Ein solches Vorhaben in der Sollzeit zu schaffen ist eine großartige Leistung. Ganz wichtig ist es aber für mich, dass es dabei keine schweren Unfälle gab und dass die Männer und Frauen vor Ort bei dieser schwierigen Arbeit gesund und wohlbehalten geblieben sind. Ein herzliches ‚Glück auf‘!“

Das, was gerade fertig ausgebrochen wurde, ist ein wahres Monument im Berg: der Speicherstollen ist ca. 13 m hoch, 15 m breit, 580 m lang und dient der Speicherung des Wassers für die bedarfsgerechte Erzeugung von grünem Bahnstrom. Mit einem Fassungsvermögen von 60.000 m³ – das entspricht dem Volumen von rund 20 olympischen Schwimmbecken – können Leistungsspitzen im Bahnstromnetz noch besser abgedeckt werden. Wenn weniger Energie für den Zugbetrieb benötigt wird, wird das Wasser der drei Wasserfassungen im Stollen gespeichert. Steigt der Bedarf, dann steht das gespeicherte Wasser zur Stromproduktion zur Verfügung.

Bei einem Blick ins Tal sticht das neue Krafthaus ins Auge. Nach dem Abschluss der Rohbauarbeiten werden im Inneren bereits die Maschinensätze montiert. Die zwei Bahnstromgeneratoren werden zukünftig von zwei Peltonturbinen mit einem Wasserdurchfluss von je 4,5 m³/s angetrieben. Das Regelarbeitsvermögen der gesamten Kraftwerksanlage Obervellach II beträgt ca. 125 Gigawattstunden pro Jahr. Dies entspricht ca. 30.000 Railjet-Fahrten von Villach nach Wien. Damit wird die neue Kraftwerksanlage die nachhaltige Produktion von Bahnstrom am Standort Obervellach um mehr als 35% steigern.

Bau Druckrohrleitung.

Bis zum Jahr 2024 entsteht mit dem Bau des Kraftwerks Obervellach II eine komplett neue, unabhängige Kraftwerksanlage. Bis die neue Anlage in Betrieb geht, ist jedoch noch einiges zu tun. Seit vergangenem Mai läuft der Einbau der Druckrohrleitung, die mit einem Durchmesser von 1,8 m und einer Fallhöhe von 488 m das Wasser ins Tal befördert. Sie wird, anders als bisher, unterirdisch verlegt sein und so wesentlich zur Verschönerung des Ortsbildes beitragen.

Ende des heurigen Jahres werden auch die Freiluftschaltanlage und das Ausgleichsbecken fertiggestellt. Dieses verfügt über das gleiche Fassungsvermögen wie der Speicherstollen und stellt einen gleichmäßigen Zufluss in die Möll sicher. Wenn alle Bauabschnitte fertiggestellt sind, kann das neue Kraftwerk im Frühjahr 2024 hochgefahren werden – zunächst im Probebetrieb, der dann sukzessive in den Regelbetrieb übergehen wird.

Bauarbeiten Kraftwerk Obervellach.

Die ÖBB sind eines der größten Klimaschutzunternehmen in Österreich. Bereits heute sparen die ÖBB über 3,5 Mio. t CO2 pro Jahr durch ihre Schienenverkehrsleistungen ein. Strom aus erneuerbaren Energien spielt dabei die zentrale Rolle. Seit über 100 Jahren sind die ÖBB Vorreiter in Sachen Elektromobilität, seit 2018 setzen die ÖBB auf Bahnstrom aus 100% erneuerbarer Energie. Rund ein Drittel des Bahnstroms produzieren die ÖBB aus Wasserkraft selbst. Bis 2030 soll dieser Anteil durch die Erneuerung bestehender Kraftwerke und anderer erneuerbarer Energieträger wie Sonne und Wind auf über 40% steigen. Schon heute werden über 95% der Schienenverkehrsleistungen elektrisch erbracht. Das macht die ÖBB auch im EU-Vergleich zu absoluten Vorreitern.

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