Eine neue Grundlagenstudie von der ZAB Zukunftsagentur Bau GmbH und der Universität für Weiterbildung Krems zeigt die Potenziale und Hürden für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Branche. Als Ergänzung zur Studie wurde auch ein Leitfaden zur Anwendung von Künstlicher Intelligenz im Baugewerbe veröffentlicht.
KI auch für kleine und mittlere Unternehmen
Dieser richtet sich insbesondere an kleine und mittlere Unternehmen und beantwortet praxisnah wichtige Fragen zur Einführung von KI:
Was funktioniert heute schon in der Praxis? Wie können erste Pilotprojekte umgesetzt werden? Welche Weiterbildungsangebote sind sinnvoll? Welche rechtlichen Grundlagen sind zu beachten? Zentrale Empfehlungen im Leitfaden umfassen den Aufbau eines grundlegenden Verständnisses für Künstliche Intelligenz in den Betrieben, die Schaffung einheitlicher Datenstandards sowie die Umsetzung begleiteter Pilotprojekte mit skalierbaren KI-Tools. Darüber hinaus wird die Förderung von Schnittstellenkompetenz zwischen Gewerbe, IT und Planung betont, ebenso wie eine verstärkte Kooperation mit Bildungs- und Forschungseinrichtungen.
Konkrete Ansätze für den Baustellenalltag
„Der Leitfaden bringt die Ergebnisse auf den Punkt: Nicht die größte Lösung zählt, sondern die richtige zur richtigen Zeit. Die Bauwirtschaft braucht keine Visionen aus dem Silicon Valley, sondern Werkzeuge für den Arbeitsalltag“, betont Rupert Redl, Co-Autor der Studie.
Anton Rieder, Bundesinnungsmeister-Stellvertreter unterstreicht die Relevanz der Ergebnisse für die Bauunternehmen: „Die Studie liefert uns keine abstrakten Phantasien, sondern konkrete Ansätze für den Baustellenalltag. Für viele Betriebe ist der Einstieg in KI eine große Hürde – der Leitfaden hilft dabei, diese zu überwinden. Wichtig ist: Die Umsetzung muss von der Branche selbst mitgestaltet werden – praxisnah, realistisch und lösungsorientiert.“
Österreich droht Anschluss zu verlieren
Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Bauwesen weltweit an Dynamik gewinnt – insbesondere in Ländern wie den USA, Japan und den nordischen Staaten, wo großflächige Pilotprojekte, datenbasierte Baustellensteuerung und automatisierte Planungsprozesse bereits Realität sind. Die Studie betont, dass Österreich hier rasch aufholen muss, um den Anschluss nicht zu verlieren. „Der Blick in andere Länder zeigt, wo Politik, Bildung und Wirtschaft koordiniert handeln, entstehen erfolgreiche KI-Anwendungen. Für den heimischen Bausektor bedeutet das: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Erfahrungen zu sammeln, Netzwerke aufzubauen und zukunftsfähige Lösungen aktiv mitzugestalten“, so Anton Rieder.
Studie liefert fundierte Analyse zu KI im Bauwesen
Die ZAB Zukunftsagentur Bau GmbH und die Universität für Weiterbildung Krems legen mit der aktuellen Studie zur „Anwendung von Künstlicher Intelligenz im Baugewerbe“ eine fundierte Analyse vor, wie digitale Technologien in der Bauwirtschaft zielgerichtet und gewinnbringend eingesetzt werden können. Erstmals wurden wissenschaftliche Erkenntnisse mit Stimmen aus der Praxis systematisch verbunden. Das Ergebnis ist ein konkreter Orientierungsrahmen für Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Verbände.
„Die Studie zeigt klar, dass die Bauwirtschaft im Vergleich zu anderen Branchen ein enormes Aufholpotenzial hat, wenn es um den Einsatz von KI geht. Gerade weil viele Betriebe noch am Anfang stehen, bieten sich große Chancen, vorausgesetzt, die Umsetzung wird strategisch und praxisnah gestaltet“, erklärt Harald Kopececk, ZAB-Geschäftsführer.

Die Studie basiert auf einer umfassenden Literatur- und Technologierecherche sowie einer Fokusgruppendiskussion mit Vertreter:innen der gewerblichen Bauwirtschaft. Als größte Hemmnisse wurden Fachkräftemangel, mangelnde Schnittstellen bei digitalen Tools und fehlende Ressourcen bei KMU identifiziert. Gleichzeitig zeigen Fallbeispiele, wie durch KI-Baustellen effizienter überwacht, Projektverzögerungen reduziert und Planungsprozesse beschleunigt werden können. „Neben technischen und personellen Herausforderungen nennt die Studie auch rechtliche und wirtschaftliche Unsicherheiten als bedeutende Einstiegshürden für KI-Projekte. Vielen Betrieben fehlt ein klarer Orientierungsrahmen, etwa im Hinblick auf Datenschutz, Verantwortung oder ethische Fragen. Auch die Bewertung der Wirtschaftlichkeit fällt schwer, da bisher nur wenige belastbare Beispiele oder Benchmarks vorliegen. Um hier Vertrauen zu schaffen, braucht es transparente Pilotprojekte, offene Standards und eine stärkere rechtliche Absicherung beim Einsatz von KI-Technologien“, so Rupert Redl und Christina Ipser, Universität für Weiterbildung Krems.
Kompetenzen aufbauen, Schnittstellen schließen
Wie gezielte Weiterbildung und technische Integration den Weg für KI in der Bauwirtschaft ebnen können, zeigen zwei zentrale Erkenntnisse der Studie. Diese betreffen zum einen den Fachkräftemangel und bestehende Kompetenzdefizite, die als wesentliche Transformationsbarrieren identifiziert wurden. Nur durch gezielte Qualifizierungsmaßnahmen auf allen Ebenen (von der Geschäftsführung bis zur Baustelle) kann der digitale Wandel gelingen. Die Studie spricht sich daher für eine umfassende „Kompetenzoffensive Bau“ aus, die praxisorientierte Weiterbildungsangebote zum Thema Künstliche Intelligenz in den Mittelpunkt stellt und den dringenden Bedarf an gezielter Qualifizierung in der Branche hervorstreicht. Mit der vorgeschlagenen „Kompetenzoffensive Bau“ soll das notwendige Know-how für den sinnvollen Einsatz von Künstlicher Intelligenz systematisch aufgebaut werden – praxisnah, branchenbezogen und für Betriebe jeder Größe zugänglich.
Der Fokus liegt dabei auf Weiterbildungsangeboten, die nicht nur technisches Wissen vermitteln, sondern auch das Verständnis für digitale Prozesse stärken und die Schnittstellen zwischen Bau, IT und Management sichtbar machen. Zum anderen zeigt die Studie, dass fragmentierte Softwarelandschaften und fehlende Schnittstellen den technologischen Fortschritt in vielen Betrieben erheblich bremsen. Zahlreiche Unternehmen arbeiten mit voneinander isolierten Insellösungen, was Effizienzpotenziale ungenutzt lässt. Der gezielte Einsatz modularer, interoperabler KI-Toolkits – etwa zur Fortschrittskontrolle, Materialverwaltung oder Terminprognose – kann hier konkrete Verbesserungen bringen und die digitale Transformation beschleunigen.
Der Leitfaden und die Studie können hier downgeloadet werden:
www.zukunft-bau.at/grundlagenstudie-anwendung-von-kuenstlicher-intelligenz-ki-im-baugewerbe