Entlang der insgesamt 29 Kilometer langen S 7 Fürstenfelder Schnellstraße hat die Asfinag etwa 530 Hektar Ausgleichsflächen erworben, um bestimmten Tier- und Pflanzenarten einen neuen, geschützten Lebensraum zu sichern. Eine dieser Flächen, ein 15 Hektar großes Areal bei Großwilfersdorf, hat sich seitdem zu einem Paradies für mehr als 170 Vogelarten entwickelt. Das Naturprojekt wird nun aber noch einzigartiger: Um die Fläche auch naturnah zu bewirtschaften, hat die Asfinag einen Bio-Landwirt als Partner gewonnen, der auf dem Areal Angusrinder und Wasserbüffel als „ökologische Rasenmäher“ einsetzt. Damit ist einerseits gewährleistet, dass die Fläche nicht verwuchert, und andererseits nicht mit großen Mäh-Traktoren befahren werden muss.
Für interessierte Besucher gestaltete die Asfinag zusätzlich einen eigenen Lehrpfad mit Schautafeln und errichtete eine Besucher-Plattform. In dieser wurden Aussichtsfernrohre montiert, mit denen man Vögel und Büffel beobachten kann.
Best-Practise-Beispiel für umweltschonende Infrastruktur
„Mit der S 7 haben wir gezeigt, dass der Bau einer Schnellstraße auch ein Paradebeispiel für Umwelt- und Naturschutz sein kann,“ betont Asfinag-Vorstand Hartwig Hufnagl. Und weiter: „Mehr als 500 Hektar an Ausgleichsflächen bieten einen geschützten Lebensraum für Tier- und Pflanzenwelt. Und mit dieser Fläche bei Großwilfersdorf, die sich zum Vogelparadies entwickelt hat und die jetzt auch mit Angusrindern und Wasserbüffeln naturnah beweidet wird, ist uns etwas Besonderes gelungen, das wir ab sofort auch gerne interessierten Besuchern zugänglich machen.“

Asfinag-Geschäftsführer Alexander Walcher und Andreas Fromm ergänzen: „Die Schnellstraße ist ein Best-Practise-Beispiel wie man Infrastruktur umweltschonend errichten kann und dabei zugleich auch hunderte Hektar an wertvollen Flächen für die Natur bewahren kann. Zahlreiche geschützte Tier- und Pflanzenarten haben jetzt entlang der S 7 einen neuen und sicheren Lebensraum. Dass der Seeadler, unser Wappentier, auf einer Asfinag-Fläche Station macht, haben wohl auch nicht viele vermutet. Ein Dankeschön gilt insbesondere unserem Team vor Ort, das die Gestaltung dieses besonderen Areals mit großem Engagement ermöglicht hat.“
Vier Wasserbüffel und acht Angusrinder
Um diese Fläche naturnah pflegen zu können, entstand schon bald die Idee der Beweidung durch Rinder oder ähnliche Weidetiere. Mit einem Bio-Landwirt konnte schließlich die ideale Lösung gefunden werden. Das Areal dient künftig als Sommerweide für seine Angusrinder sowie Wasserbüffel. Acht dieser Rinder und vier Büffel werden im ersten Schritt ab sofort dafür sorgen, dass die Fläche nicht zuwächst. Damit wird auch die sonst erforderliche Mahd mittels Traktoren vermieden und eventuelle Gelege von seltenen Vogelarten zusätzlich geschützt. Vor allem die Wasserbüffel sorgen zudem dafür, dass nasse Standorte „offen“ bleiben und nicht zuwachsen, weil zu ihrer Nahrung auch Schilf und ufernahe Gehölze zählen.
Lehrpfad mit Schautafeln
Um das Natur-Juwel der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hat sich die Asfinag nun dazu entschlossen, eine Besucherplattform mit Fernrohren zu errichten, die in das Gelände eingebettet ist, um die Tiere nicht zu stören. Ein Lehrpfad, bestehend aus mehreren Schautafeln, sorgt für die Erläuterungen zu dieser Fläche im Besonderen und zu den gesamten Ausgleichsflächen entlang der S 7 im Allgemeinen.

Vom Seeadler bis zum Kiebitz
Auf dem 15 Hektar großen Areal wurden in den vergangenen zwei Jahren zahlreiche Vogelarten gesichtet, mittlerweile haben Ornithologen fast 170 verschiedene Vogelarten entdeckt. Darunter sind auch zahlreiche streng geschützte und teils sehr seltene wie Bienenfresser, Bruchwasserläufer, Eisvogel, Fischadler, Goldregenpfeifer, Kiebitz (mit Bruterfolg), Löffelente, Zwergtaucher und auch der Seeadler. Das österreichische Wappentier war in unserem Land ausgerottet. Erst seit knapp 20 Jahren gibt es wieder Bruterfolge. Mittlerweile gibt es in der Oststeiermark und im Burgenland zehn bis zwölf Paare.
Die Liste der Tiere und Pflanzenarten, die erst durch die Errichtung der S 7 neue und für immer geschützte Lebensräume finden konnten, ist lang und reicht von Schmetterlingen über Zauneidechse, verschiedene Amphibienarten und Bachmuscheln bis hin zu Fledermäusen sowie von Heidenelke über Fünfzahl-Weißmiere bis zum Großen Wiesenknopf, der wiederum eine wesentliche Futterquelle für die Raupen der geschützten Schmetterlingsart Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling ist.
Weitere Maßnahmen entlang der S 7
Etwa 300 Nistkästen als Ersatzquartiere für Fledermäuse wurden angebracht, die auch bereits entsprechend bewohnt werden. Horste für Schwarzstörche wurden errichtet, die ebenfalls schon bezogen wurden, inklusive Storchen-Nachwuchs. Steinhaufen und weitere Trockenlebensräume für Reptilien wurden angelegt, auch bei diesen ist Nachwuchs bereits nachgewiesen.
Im Westabschnitt wurden acht, Im Ostabschnitt der S 7 sieben Teiche mit je etwa 500 Quadratmeter Wasserfläche errichtet. Diese Stillgewässer stehen ausschließlich der Natur zur Verfügung und wurden binnen kürzester Zeit von zahlreichen Pflanzen- und Tierarten erobert. Darunter auch geschützte Tierarten wie Grünfrösche, Springfrösche, Kröten, Unken, Teichmolche, Alpen-Kammmolche, Ringelnattern und zahlreiche weitere, wie etwa Libellen und Ruderwanzen.
Ergänzt wurden diese Arten mit einem aufwändigen Ansiedelungsprojekt der Knoblauchkröte. Die Knoblauchkröte kommt nur noch selten im Umfeld der S 7 vor und war früher zahlreich vertreten. Im Rahmen der Errichtung der S 7 wurden Kaulquappen aus stabilen Populationen in der Südsteiermark unter fachkundiger Anleitung entnommen und in einige der neu errichteten Teiche gebracht, damit die Knoblauchkröte auch in Zukunft wieder einen Lebensmittelpunkt in der Region hat.
Neuanlage von Wiesen, Brachen als Rückzugsgebiet
Eine besondere Herausforderung galt der Neuanlage von Wiesen. Alte, extensiv bewirtschaftete Wiesen sind nur noch in kleiner Anzahl im Projektgebiet vorhanden. Im Rahmen der Errichtung der S 7 wurden mit dem aufwändigen Verfahren der Mähgutübertragung wieder neue Wiesen angelegt. Dazu wurden von der fachkundigen Umweltbaubegleitung geeignete Spenderwiesen von landwirtschaftlichen Betrieben aus der Gegend und aus einem angrenzenden Natura 2000- Gebiet identifiziert und die Flächen zum idealen Zeitpunkt gemäht. Das Mähgut wurde dann auf die vorbereiteten Zielflächen übertragen. Durch diese Methode gelang es, geschützte Pflanzenarten wie die Heidenelke und die Fünfzahl-Weißmiere zu vermehren und auf den Ausgleichsflächen zu etablieren. In diesen Lebensräumen ist die Wildbienenanzahl deutlich höher als in anderen Lebensräumen in der Gegend, was zu einer höheren Bestäubungsleistung beiträgt und damit auch zu mehr Ertrag in der Landwirtschaft führt.
Eine besondere Bedeutung für die Tierwelt haben die zahlreich angelegten Brachen. Sie bieten Rückzugsmöglichkeit und Lebensraum für viele Tierarten, wenn die landwirtschaftlichen Flächen bereits abgeerntet wurden und den Tieren dann nicht mehr zur Verfügung stehen. So wurde von der Jägerschaft mitgeteilt, dass erst seit der Anlage der Ausgleichsflächen ein zweites Gelege der Rebhühner durchkam.
In Summe 530 Hektar gesicherte Fläche
In Summe sind es etwa 530 Hektar (das sind 5,3 Millionen Quadratmeter oder die Fläche von 880 Fußballfeldern), die entlang der knapp 29 Kilometer langen Fürstenfelder Schnellstraße von der ASFINAG erworben beziehungsweise gesichert wurden, um Flora und Fauna einen künftig geschützten Lebensraum bieten zu können. 277 Hektar davon entfallen auf den Ostteil, 255 Hektar auf den Abschnitt West, der zum Großteil in der Steiermark liegt. Der Großteil dieser Flächen sind Wiesen, Brachen und Wälder, die entweder gesichert, verbessert oder auch neu angelegt wurden. Errichtet wurden aber auch zahlreiche Amphibienteiche und Hecken. Diese Investition in die Natur macht mit etwa 200 Millionen Euro daher auch einen guten Teil der Gesamtinvestition bei der S 7 aus.