Der Bedarf nach Bebauung steigt – für Wohnraum, Infrastruktur und Energiewende. Wie aber lässt sich das in Einklang bringen mit der Verpflichtung zu Ressourcenschonung bei Flächen, Material und Emissionsreduktion? Auf Einladung von Holcim präsentierten und diskutierten renommierte Vordenker und Umsetzer der Baubranche mit EntscheiderInnen, ForscherInnen und ProjektpartnerInnen beim Holcim Branchenevent „MISSION 2030“ am 8. Mai im ThirtyFive in Wien mit Weitblick – sowohl räumlich als auch inhaltlich.

Rund 130 Gäste der gesamten Wertschöpfungskette des Bauens, wie Baustoffhersteller, bauausführende Unternehmen, aber auch VertreterInnen aus Wissenschaft und Interessensvertretungen und der Planung tauschten sich mit dem Panel und im anschließenden Networking-Forum aktiv aus.
Besser mit weniger bauen
Für Impulsgeber Haimo Primas, CEO Holcim Österreich gilt es vorrangig, das Bauen für 2030 anzupassen: „Wir müssen künftig besser mit weniger bauen: Mit geringerem CO₂-Fußabdruck bei der Produktion, geringerem Einsatz von Primärressourcen und weniger Energieverbrauch im (Gebäude-)betrieb. Das gilt für die Dekarbonisierung unserer Baustoffproduktion, aber auch bei der Planung und Umsetzung von Bauten. Die Kreislaufwirtschaft ist ein zentraler Hebel dafür, aber auch Gebäude selbst sind wesentliche Wegbereiter, beispielsweise dank energieeffizienter Thermischer Bauteilaktivierung. Wir bei Holcim arbeiten konsequent daran, Net Zero Zement bis zu den frühen 2030er Jahren in Österreich Realität werden zu lassen.“
Regeneratives Bauen statt „Bau-Scham“
Thomas Romm, renommierter Architekt, Planer und Wegbereiter sozialer Architektur schloss daran nahtlos an und fokussierte auf eine „Reparatur der Zukunft“, die mit Wiederverwendung, Kreislauffähigkeit, „Weiterbauen statt Wegwerfen“ erreicht werden könne. Auch er teilte die Holcim Vision des „regenerativen Bauens“ – dass wir mit dem Bauen auch einen positiven Beitrag für die Natur leisten können, als Verpflichtung. Er ortete überhaupt vielerorts bereits eine „Bau-Scham“, da die Baubranche mehr Bedarf an Rohstoffen habe, als kreislauffähig zur Verfügung stehe. Um vor allem Böden und deren essentielle Funktionsfähigkeit zu schützen, müssten wir anders bauen und anders mit dem Bestand umgehen. Die Circular Economy sei dabei ein wichtiges Instrument des Klimaschutzes.
Smarte Ertüchtigung von Baubestand
Prof. Patrick Huber von der Technischen Universität Wien folgte in seinem Vortrag über „Ressoureneffizientes Bauen mit Beton“ auch dem Ansatz „Besser mit weniger bauen“. Digitalisierung könne dabei zum Problemlöser im Ressourcenverbrauch werden, da sich damit materialsparende, zugleich statisch gleichermaßen stabile Lösungen berechnen ließen – sowohl im Neubau, als auch in der Sanierung. In der sicheren Weiternutzung von bereits gebautem Bestand sieht Huber auch den wichtigsten Hebel für Nachhaltigkeit. So könnten bestehende Betonbauten mit modernen Technologien, Digitalisierung und Glasfaser smart ertüchtigt werden und für die Zukunft und zukünftige Wartungen sicher ausgestaltet werden.

Fast-Track Product Certification
In der Langlebigkeit von Beton sieht auch für Prof. Konrad Bergmeister (Foto ganz oben) von der Universität für Bodenkultur in Wien einen entscheidenden Vorteil für die Zukunft des Bauens. Einerseits können dekarbonisierte Baustoffe einen wichtigen Beitrag leisten, so auch Beton beispielsweise als CO₂-Senke etabliert werden. Entscheidend sei es aber, bestehende Struktur zu erhalten und im laufenden Betrieb zu sanieren – dafür böten Robotik und „digitale Twins“ entsprechende Möglichkeiten. Denn jede Umleitung mit Stau aufgrund einer Baustelle verursache mehr Emissionen als die Gesamtemission des neuen bzw. sanierten Bauwerks. Entsprechend stau-frei brauche es auch für Innovationen eine „Fast-Track Product Certification“, denn für Nachhaltigkeit erforderliche Innovationen könnten nur bei tatsächlicher Anwendung wirksam werden.
Alle Vortragenden diskutierten anschließend die vorgestellten Lösungswege und ihre konkreten Herausforderungen am Panel gemeinsam mit Michael Wardian, Geschäftsführer Kirchdorfer Gruppe und Präsident des VÖB, und Markus Stumvoll, Geschäftsführer Rohrdorfer Baustoffe Austria und Vorsitzender des Vorstands Güteverband Transportbeton, und nahmen dabei Impulse des Publikums direkt in die Diskussion mit auf.

Gastgeber Gernot Tritthart, Director Marketing & Sales Holcim (Österreich) dazu abschließend: „Die vorgestellten, konkreten Lösungsansätze auf unserer „Mission 2030“ zeigen, dass sich die Transformation der Baubranche beschleunigt. Nachhaltigkeit wird bestimmen, wie wir 2030 bauen werden. Die bewusste Entscheidung für Nachhaltigkeit hat eine hohe Wertigkeit, das hat sich heute bestätigt, denn für Nachhaltigkeit braucht es mehr Innovation, Investition und mehr Miteinander – dafür wird sie langfristig Bestand haben.“