Nur noch wenige Tage, dann endet die Bau- und Inbetriebnahmephase der Koralmbahn – einem der größten Infrastrukturprojekte Europas. Über 130 Kilometer neue Strecke, 50 Tunnelkilometer, 23 Bahnhöfe und über 100 Brücken wurden errichtet.
Entgegen dem internationalen Trend blieb das Projekt kostenstabil und erreicht nach 27 Jahren Bauzeit eine echte Punktlandung: Die erste Gesamtkostenschätzung von 2005 lag bei rund 5,4 Milliarden Euro. Unter Einbeziehung nachträglich ergänzter Abschnitte – etwa Feldkirchen–Weitendorf – belaufen sich die finalen Investitionskosten heute auf 5,9 Milliarden Euro. Ein beeindruckendes Ergebnis für ein Megaprojekt dieser Größenordnung.
Weitblick und Präzision im Projektmanagement
Laut ÖBB-Gesamtprojektleiter Klaus Schneider liegt das Erfolgsgeheimnis in einem vorausschauenden und innovativen Projektmanagement: „Im Grunde geht es darum, rund 20 Jahre in die Zukunft zu blicken. Welche Risiken gibt es? Wie entwickeln sich Wirtschaft und Inflation? Diese Fragen haben wir uns ständig gestellt“, so Schneider.

Dafür wurden die Werkzeuge zur Kostensteuerung regelmäßig aktualisiert. Ein besonderer Fokus lag auf der Valorisierung, also der laufenden Anpassung der Investitionskosten an die Inflation. Ebenso zentral war die Risikobewirtschaftung – alle Beteiligten wurden aktiv eingebunden, um bei Abweichungen schnell reagieren zu können. „Man könnte sagen, wir haben nicht nur eine neue Bahnstrecke gebaut, sondern auch Zukunftsforschung betrieben. Ich bin sehr stolz, dass unsere Prognosen so genau gehalten haben“, betont Schneider.
Stabil trotz widriger Umstände
Das umfassende Risikomanagement hat sich ausgezahlt. Trotz schwieriger geologischer Bedingungen, pandemiebedingter Einschränkungen und weltweiter Lieferschwierigkeiten blieb die Koralmbahn stabil im Zeit- und Kostenrahmen. Besonders beim Tunnelbau, mit rund 50 Kilometern und komplexen Störzonen im Koralmtunnel, wurde hohe Ingenieurskunst verlangt. Am Ende bestätigten die Testfahrten eine hervorragende Qualität der Anlagen – und ermöglichten es, letzte Risiken auszuschließen. Das Ergebnis: Die Gesamtinvestitionssumme konnte gegenüber früheren Prognosen sogar gesenkt werden.
Wirtschaftliche Wirkung: Aus 1 Euro werden 1,44 Euro
Die Koralmbahn gilt nicht nur als eines der größten, sondern auch als kostenstabilstes Infrastrukturprojekt Europas. Eine interne ÖBB-Studie zeigt: Jeder investierte Euro erzeugt 1,44 Euro Wertschöpfung für die heimische Wirtschaft – allein während der Bauphase. Rund 75 Prozent dieser Wertschöpfung entfielen auf österreichische Klein- und Mittelbetriebe. Zudem flossen über 53 Prozent der Investitionen in Form von Steuern und Abgaben wieder zurück in die Staatskasse.
Damit ist die Koralmbahn ein Paradebeispiel dafür, wie effizientes Projektmanagement, regionale Wertschöpfung und nachhaltige Investitionen gemeinsam langfristigen Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft schaffen.

Mit der Punktlandung bei 5,9 Milliarden Euro hat die ÖBB bewiesen, dass vorausschauendes Management und kontinuierliche Risikosteuerung auch bei Megaprojekten zu Kostenstabilität und Effizienz führen können. Die Koralmbahn steht damit nicht nur für eine neue Ära der Mobilität, sondern auch für wirtschaftliche Weitsicht und Ingenieursleistung auf Weltrekordniveau.

